E-Auto-Mythen

Fakt und Vorurteil: Ist Laden wirklich schwierig?

09. Dec 2024

4 Minuten

Geringe Reichweite? Zu wenig Ladesäulen? Kompliziertes Aufladen? Rund um die E-Mobilität existieren viele Gerüchte. Bei genauem Hinschauen erweisen sich die meisten als unbegründet. Wir schauen auf die Fakten. 

 

Ist die Reichweite von Elektroautos alltagstauglich? 

Die sogenannte Reichweitenangst hat sich in vielen Köpfen festgesetzt – vor allem bei Menschen, die bislang keine praktische Erfahrung mit Elektroautos haben. Doch heutige Elektroautos sind auch in Sachen Reichweite längst alltagstauglich.  

  • Aktuelle Modelle haben eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern. 

  • Ein Pkw fährt in Deutschland durchschnittlich 12.320 Kilometer im Jahr, ermittelte das Kraftfahrtbundesamt für das Jahr 2023. Das sind 34 Kilometer am Tag. Laden ist also etwa einmal pro Woche nötig, bei größerer Batterie seltener.  

  • Wer zu Hause oder am Arbeitsplatz lädt, tut dies nebenbei und spart sogar Zeit. Auch darüber hinaus steigt die Anzahl der Lademöglichkeiten. Bundesweit gibt es inzwischen rund 115.000 öffentliche Ladepunkte zum Normalladen – beispielsweise auf Parkplätzen – und 27.000 zum Schnellladen (Stand: 1. September 2024). Mit dem Deutschlandnetz kommen weitere 9.000 hinzu, die über alle Regionen verteilt sind. Umwege zur Ladestation sind nicht nötig. 

  • Immer mehr Ladepunkte ermöglichen eine sorgenfreie Mobilität – auch in Autos mit kleiner Batterie. Eine kleine Batterie wiederum ermöglicht einen günstigen Fahrzeugpreis.  

 

Sind Ladestationen für E-Autos schwierig zu finden? 

Viele Autohersteller integrieren die Ladeplanung direkt in ihre Navigationsgeräte. Auf einer längeren Strecke schlägt das Navi dann vielleicht zwei zehnminütige Ladestopps statt eines längeren vor, weil das Auto bei den kurzen Stopps mit besonders hoher Leistung laden kann. Das verkürzt die Standzeit. 

Wer den passenden Ort zum Laden sucht, hat inzwischen viel Auswahl: Zahlreiche Online-Angebote und Apps listen Ladesäulen auf. Einige zeigen live an, ob sie gerade frei sind: 

  • Das StandortTool der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur und die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur sind offizielle Angebote des Bundes. 

  • Apps wie Google Maps, Apple Karten und Bing Maps zeigen unter dem Suchbegriff „Ladestationen für Elektroautos“ die Möglichkeiten in der Umgebung an. 

  • Zahlreiche private Anbieter und Automobilclubs bieten Übersichtskarten im Web und als App. 

 

 

Bundesweit entstehen immer mehr Ladesäulen.

Sind die Preise für das Laden von E-Autos intransparent, ist das Bezahlen kompliziert? 

Ladesäulen werden in Deutschland von vielen verschiedenen Unternehmen betrieben. Das sorgt für Wettbewerb – und manchmal für fragende Blicke bei E-Neulingen. Denn Ladesäulen haben kein einheitliches Aussehen und auch keinen Tankwart.  

Manche Fahrzeuge und Ladesäulen beherrschen Plug & Charge – Kabel einstecken und laden. Die Ladesäule erkennt das Auto und zieht den Preis für den Strom vom Bankkonto ein. Meist aber schalten Autofahrende die Säule per App oder über eine Ladekarte frei. Immer mehr Ladesäulen ermöglichen aber auch die direkte Bezahlung vor Ort per kontaktloser Kartenzahlung oder QR-Code. Alle Schnellladesäulen im Deutschlandnetz ermöglichen das spontane Bezahlen ohne Anmeldung, denn für neu gebaute Säulen ist dieses sogenannte Ad-hoc-Laden inzwischen Pflicht.  

Wer sein E-Auto an öffentlichen Stationen auflädt, bezahlt die geladene Strommenge, die in Kilowattstunden (kWh) angegeben wird. Dabei kann sich der Preis ändern, wie auch der Literpreis für Benzin und Diesel. Die aktuellen Preise sind oft online oder im Navi des Fahrzeugs einsehbar. An Schnellladesäulen muss der Preis für das spontane Aufladen auf einem Bildschirm stehen oder auf einem Aufkleber an der Ladesäule. Auch die Betreiber langsamer Ladesäulen müssen informieren, zum Beispiel über einen QR-Code. Einige Betreiber setzen von sich aus auf Transparenz: So werden beispielsweise an manchen Deutschlandnetz-Standorten die Preise sogar groß am Dach angezeigt werden

  

Die Hochvoltbatterie im Elektroauto ist aufwendig geschützt – auch gegen Wassermassen.

Beim Laden oder in der Waschanlage: Stromschlag vom Elektroauto? 

Nein, Stromschläge drohen weder an der Schnellladesäule noch beim Waschen. Batterie, Kabel und elektrische Verbindungen sind beim E-Auto isoliert und vor dem Berühren und dem Kontakt mit Wasser geschützt. Man kann mit dem Elektroauto beruhigt in die Waschanlage fahren, wie auch durch strömenden Regen. In Waschanlagen sollten Autofahrende immer alle Hinweise des Betreibers und des Autoherstellers beachten. Einige Autos – egal ob Verbrenner oder Elektroauto – haben einen Waschanlagenmodus, damit etwa nicht versehentlich die Scheibenwischer starten. 

Alle Teile, die Autofahrende beim Laden unmittelbar berühren, sind isoliert und leiten keinen Strom. Auch hier droht keine Gefahr, sofern die Technik intakt ist. Ladekabel und Stecker sind von einer dicken Schicht aus Kunststoff umgeben. Der Stromfluss beginnt erst, wenn der Stecker fest im Auto steckt und die Kommunikation zwischen Ladesäule und Fahrzeug hergestellt ist. Ladesäulen sind außerdem mit Sensoren ausgestattet. Wird die Säule beschädigt, schaltet sie sich ab, und kann nur von Fachleuten wieder in Betrieb genommen werden. 

Ebenso ist eine Fahrt durch eine tiefere Pfütze unbedenklich. Selbst bei Hochwasser droht keine Gefahr, da alle Hochvolt-Komponenten geschützt sind und bei Kontakt mit Wasser abgeschaltet werden würden. 

 

 

E-Autos sind für jedes Wetter geeignet. 

Sind E-Autos für den Winter oder die Sommerhitze ungeeignet? 

E-Autos sind zu allen Jahreszeiten und bei allen Außentemperaturen einsatzfähig. Wie Verbrennerfahrzeuge verlieren aber auch Elektroautos bei niedrigen Temperaturen an Reichweite. Tests des ADAC zeigen, dass der Reichweitenverlust im Winter bis zu 30 Prozent betragen kann. Das liegt zum einen an den chemischen Prozessen im Akku: Er benötigt Temperaturen zwischen etwa 15 und 35 Grad Celsius, um optimal zu funktionieren. Dafür wird der Akku im Winter aufgeheizt – was Energie kostet. Auch der Rollwiderstand ist auf glatter Straße größer und wirkt sich auf den Verbrauch aus. Außerdem läuft im Winter die Heizung – für den Innenraum und um die Batterie auf die Betriebstemperatur zu bringen. Viele E-Autos haben zwar eine effiziente Wärmepumpe, aber auch die braucht Strom, da der Elektromotor anders als ein Verbrennungsmotor kaum Abwärme produziert.  

Das gilt ebenso für die Klimaanlage bei hohen Temperaturen. Wenn es draußen besonders heiß ist, verbraucht sie Energie zum Kühlen und auch die Traktionsbatterie muss auf eine gute Betriebstemperatur heruntergekühlt werden. Dennoch müssen Autofahrende keine Sorge haben, im Sommer mit leerer Batterie im Stau zu stranden: Ein weiterer ADAC-Test zeigte, dass ein E-Auto in der Hitze mit eingeschalteter Klimaanlage pro Stunde nur 2 % seiner Reichweite verliert. Ein Verbrenner mit laufendem Motor würde laut ADAC deutlich mehr Energie im Stau verbrauchen. 

 

 

Weitere Informationen bietet 

  • ein weiterer Artikel zu Umweltfreundlichkeit, angeblicher Brandgefahr und den Werkstattkosten, 

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