In Eschweiler nimmt ein Ladepark des Deutschlandnetzes Gestalt an. Von der Grundstückssuche bis zur Inbetriebnahme – die treibenden Kräfte hinter diesem Projekt zeigen, wie ein solcher Standort entsteht.
Gräben durchziehen den Parkplatz am Busbahnhof in Eschweiler, Nordrhein-Westfalen. Daneben stapeln sich Pflastersteine, die darauf warten, verlegt zu werden. Bauzäune sichern das Areal ab, auf dem bereits sechs neue Ladesäulen in Grün und Weiß erstrahlen.
Gideon Harzer: Er findet die besten Standorte
Gideon Harzer, Business Development & Expansion Manager bei Allego, steht mittendrin. Die frisch installierten Ladesäulen sind für ihn das Ergebnis intensiver Arbeit. „Eine geeignete Fläche in guter Lage, die alle Anforderungen erfüllt, ist schwer zu finden“, sagt er. „Es kam schon vor, dass Eigentümer einen geplanten Standort kurzfristig absagten.“
Der Ladepark in Eschweiler ist einer von vielen Standorten, die Gideon Harzer für das Deutschlandnetz gefunden hat.
Aber in Eschweiler läuft alles nach Plan. Die Stadt nahe Aachen unterstützt den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur und hat den Parkplatz zur Verfügung gestellt. Allego gehört zu den elf Betreibern, die im Deutschlandnetz Regional-Standorte in ländlichen, suburbanen und urbanen Gebieten entwickeln. Die sechs Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten erweitern das Angebot in Eschweiler und können bis zu zwölf Elektroautos gleichzeitig mit Strom versorgen.
Der Ladepark zählt damit zu den L-Standorten im Deutschlandnetz. „Das ist die zweitgrößte Kategorie und man benötigt viel Platz“, sagt Harzer. Für diese Kategorie sind eine Durchfahrtslösung, also Parkplätze, bei denen Fahrzeuge vorwärts hinein- und vorwärts weiterfahren können, sowie zwei barrierefreie Parkplätze und ein Dach über den Ladeplätzen vorgesehen. „Zudem müssen die Standorte zu einem gewissen Prozentsatz auch Toiletten und Gastronomie in der Nähe haben“, fügt der Standort-Scout hinzu.
Der Parkplatz liegt zentral in der Stadt, in unmittelbarer Nähe zu Restaurants und einem Einkaufszentrum. Ein Dach gibt es wegen der vorhandenen Bäume und der Aufteilung des Parkplatzes in verschiedene Zonen nicht. „Das Beispiel Eschweiler zeigt, dass wir uns an die lokalen Gegebenheiten anpassen müssen“, sagt Gideon Harzer.
In der Spitze liefern die Ladepunkte bis zu 400 kW.
Bevor ein Betreiber wie Allego Ladestationen errichten kann, muss er verschiedene Genehmigungen einholen und Anträge stellen. „Dazu gehören beispielsweise die Bauvoranfrage und die Baugenehmigung. Diese stellen sicher, dass alle baulichen Voraussetzungen erfüllt sind. In bestimmten Regionen müssen wir außerdem aus Sicherheitsgründen eine Kampfmittelüberprüfung durchführen lassen. Hinzu kommen je nach Standort Sondernutzungsgenehmigungen oder Gestattungsverträge“, berichtet Harzer.
Florian Sellner: Er koordiniert den Bau
Während Harzer die rechtlichen und vertraglichen Grundlagen schafft, beginnt Florian Sellners Arbeit. Als Delivery & Site Design Manager ist er für die Planung, Umsetzung und Inbetriebnahme von Ladestandorten verantwortlich. Er koordiniert die beteiligten Partner wie Baufirmen, Gutachter und Behörden zusammen und stellt sicher, dass aus den Plänen Realität wird.
Vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme – Florian Sellner hat den Überblick.
Eine zentrale Aufgabe ist die Anbindung der Ladestationen an das örtliche Stromnetz. „Der Strom kommt von der anderen Seite der Straße. Wir mussten unter der Straße eine neue Leitung verlegen, um den Trafo zu versorgen“, erläutert Sellner. Der Trafo wandelt den Strom aus dem Mittelspannungsnetz in eine niedrigere Spannung von 400 Volt um. Daran schließen wir die Ladesäulen an – eine Voraussetzung für die hohen Ladeleistungen.
Obwohl der Asphalt noch offen ist und Baumaterial herumliegt, haben die Handwerker die Bauarbeiten in Eschweiler weitgehend abgeschlossen. Jetzt fehlen noch der Asphalt, die finale Markierung der Plätze und die Sitzmöglichkeiten. Letztere liefert ein skandinavischer Designhersteller.
„Anschließend nimmt der Bund die Anlage final ab“, sagt Sellner. Im Gegensatz zu normalen Ladeparks durchlaufen die Deutschlandnetz-Standorte eine besondere Prüfung.
Nach der Inbetriebnahme betreut ein Serviceteam die knapp 40.000 Ladestationen von Allego. „Die Ladestationen diagnostizieren sich selbst und melden Fehler automatisch an ein Team aus Handwerkern und Servicetechnikern. Diese rücken im Notfall aus und beheben das Problem“, sagt Martin Heine, Head of Network Development Region Central & Eastern Europe.
Martin Heine: Er denkt Ladeinfrastruktur strategisch
Heine entwickelt das Ladenetz von Allego in Zentral- und Osteuropa weiter. Er sorgt dafür, „dass die anderen Kolleginnen und Kollegen möglichst viele Standorte in die Pipeline bringen.“ Für das Deutschlandnetz baut sein Team 48 Ladeparks im Westen Deutschlands.
Martin Heine kümmert sich um das große Ganze – mit Strategie und Weitblick.
Dabei sind alle Standorte auf zukünftiges Wachstum ausgelegt. Auch den Ladepark in Eschweiler kann der Betreiber technisch erweitern. „Wir haben schon Leerrohre verlegt“, sagt Heine. „Bei älteren Ladeparks installieren wir bereits zusätzliche Ladestationen.“
Martin Heine blickt optimistisch in die Zukunft der Elektromobilität: „Die Verkaufszahlen von E-Autos steigen wieder – und mit dem Bau weiterer Ladeparks gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität.“