Muss man Laden lernen? Nein, denn Ladesäulen für Elektroautos sind längst kinderleicht bedienbar. Trotzdem kann es knifflig werden, wenn Begriffe wie CCS oder Ladekarte auftauchen. Deshalb erläutern wir hier, wie der Ladestopp funktioniert.

Wer zum ersten Mal elektrisch fährt, fühlt sich häufig wie in der ersten Fahrstunde. Aufgeregt, nervös, vielleicht sogar verunsichert. Doch wer es probiert, will auf das leise und agile Fahren nicht mehr verzichten. Und wer dann noch das erste Mal sein Auto erfolgreich aufgeladen hat, legt jegliche Scheu ab.

Damit es mit dem Schnellladen ohne Umwege funktioniert, entsteht das Deutschlandnetz. Über 9.000 Ladepunkte an mehr als 1.000 Orten bundesweit können bald Elektroautos innerhalb von Minuten mit Energie für hunderte Kilometer Reichweite versorgen. Aber wie funktionieren diese Schnellladestationen? Muss ich dafür ein eigenes Kabel mitbringen? Und was ist der Unterschied zum Laden zu Hause an einer Wallbox?

Wie lange dauert Laden?

Unterschiede zwischen Schnellladen und Normalladen

Das Zuhause-Laden ist eine bequeme Möglichkeit, ein E-Auto über Nacht anzuschließen und so ausreichend Reichweite für den Alltag nachzuladen. Besitzer eines Eigenheims oder eines Stellplatzes an einer Wohnung schaffen sich hierfür meist eine eigene Wallbox an – eine kleine Ladestation für zu Hause.

Auf vielen öffentlichen Parkplätzen ist das Laden ähnlich. Hier laden Autos mit einer moderaten Leistung von bis zu 11 Kilowatt (kW) oder 22 kW. Die Ladezeit hängt vom aktuellen Ladezustand des Akkus, der Batterie-Gesamtkapazität sowie der Umgebungs- und Batterietemperatur ab. Eine fast leere E-Auto-Batterie per Normalladen (max. 22kW) nahezu voll zu laden, dauert etwa drei bis fünf Stunden.

Bild zweier E-Tankstellen und davorstehender Elektroautos

Quelle: TotalEnergies

Schnell laden – und dann schnell weiter

An den Ladepunkten des Deutschlandnetzes dauert es – je nach Ladeleistung des Fahrzeugs – nur 15 bis 40 Minuten, um die gleiche Menge Energie nachzuladen. Das Schnellladen ist somit ideal für einen Zwischenstopp auf längeren Reisen oder für Autobesitzerinnen und Autobesitzer, die nicht zu Hause laden können. 

Die einzelnen Ladepunkte im Deutschlandnetz garantieren 200 kW Ladeleistung. Wie viel Ladeleistung ein E-Auto aufnehmen kann, ist dabei abhängig vom Modell. Viele aktuell verfügbare E-Auto-Modelle können nicht mit einer solchen Spitzenleistung laden. Doch die Technologie entwickelt sich weiter: die Ladeleistungen künftiger E-Autos werden ansteigen, die Ladezeit wird geringer. Das Deutschlandnetz ist durch die hohen Leistungsvorgaben also schon für die Zukunft gerüstet und leistungsstark genug für neueste E-Autos.

Wichtig zu verstehen: Die Ladeleistung variiert beim Schnellladen abhängig vom Ladezustands des E-Auto-Akkus. Die maximale Ladeleistung wird üblicherweise bei einem Ladezustand zwischen 10 und 60 % erreicht. Bei einer leeren oder fast vollen Fahrzeugbatterie fällt die Ladeleistung geringer aus.

Schnelle Ladetipps

  • Vorab informieren, an welcher Seite des Fahrzeugs der Ladeanschluss ist und entsprechend an der Ladestation einparken.

  • Beim Schnellladen nicht bis 100 %. Die letzten Prozente dauern besonders lange.

  • Ein Füllstand zwischen 20 und 80 % gilt als besonders schonend für den Akku. Nur dann 100 % laden, wenn es notwendig ist.

  • Bei kalten oder sehr warmen Temperaturen vor dem Schnellladen eine kurze Strecke fahren. So kann das Fahrzeug den Akku auf eine optimale Temperatur bringen. 

CCS-Stecker sind der Standard fürs Schnellladen

Keine Sorge: Kabel und Stecker müssen zum Schnellladen nicht mitgebracht werden. Sie sind – wie die Zapfpistole an der Tankstelle – bereits an den öffentlichen Ladesäulen angebracht. Das gilt fürs Deutschlandnetz, aber auch für andere Schnelllade-Standorte.

Die Ladepunkte im Deutschlandnetz haben Stecker vom Typ CCS2. Die Abkürzung steht für Combined Charging System, weshalb auch manchmal von Combo 2 gesprochen wird. Er hat sich in Europa als Standard für das Schnellladen von E-Autos durchgesetzt – Systeme wie Chademo sind immer seltener. Fahrzeuge werden über die CCS-Stecker mit Gleichstrom (DC) geladen.

Das Deutschlandnetz nutzen

  • Elf verschiedene Firmen betreiben die Standorte, bieten aber einen gemeinsamen Standard.

  • Alle E-Autos können hier geladen werden. Eine Registrierung ist nicht notwendig.

  • Auto an die Ladesäule fahren, Stecker einstecken und Ladevorgang beginnen.

  • Bezahlt wird bargeldlos vor Ort, mit einer Girocard oder Kreditkarte, über eine Smartphone-App oder eine Ladekarte. Manche Betreiber unterstützen Plug & Charge: Kundinnen und Kunden können direkt einstecken und laden.

  • Lade-Apps und Ladekarten gibt es von verschiedenen Anbietern. Sie sind eine Art Ausweis für ein Benutzerkonto, über das der Ladevorgang bezahlt wird.

Typ 2 ist die Ladelösung für längere Standzeiten

Auf innerstädtischen Parkplätzen oder beim Aufladen zu Hause kommt in der Regel der kleinere Typ-2-Stecker zum Einsatz. Er versorgt das Auto mit Wechselstrom (AC), der während des Ladens von der Fahrzeugelektronik zu Gleichstrom umgewandelt wird.

Kabel und Stecker für das langsamere Typ-2-Laden haben E-Autos und Hybridfahrzeuge an Bord, da üblicherweise an öffentlichen Ladestationen für das Normalladen keine Kabel vorhanden sind. Die Fahrerin oder der Fahrer verbindet die Ladesäule mit dem Fahrzeug und startet den Ladevorgang. Bezahlt wird hier, ebenso wie an der Schnellladesäule, per App oder Ladekarte.

E-Autos lassen sich auch über Steckdosen laden

Wer (noch) keine Wallbox zu Hause hat, kann sein E-Auto sogar über eine normale Steckdose aufladen. Empfohlen wird dies aber nur als Ausnahme. Fahrerinnen und Fahrer benötigen einen entsprechenden zertifizierten Adapter. Denn das Auto „saugt“ natürlich weitaus mehr Strom als zum Beispiel ein Handy. Mit dem passenden Adapter lädt das Auto mit einer Leistung von 2,3 bis maximal 3,7 kW. In diesem Tempo kann es bei größeren Autos bis zu einen Tag dauern, bis ein leerer Akku wieder voll ist.

Eine normale Haushaltssteckdose ist jedoch nicht für eine derartige Dauerbelastung ausgelegt. Bei älteren Installationen kann die dauerhafte Nutzung daher ein Sicherheitsrisiko darstellen. Ein weiterer Nachteil: Beim E-Auto-Laden mit einer geringen Leistung gehen bis zu 24 % der Energie verloren. Bei einer Wallbox sind es etwa 6 bis 9 % Ladeverluste.