Vom Motorrad bis zum Müllauto – immer mehr Fahrzeuge nutzen Elektroantrieb. Wir haben uns auf deutschen Straßen umgeschaut und spannende Beispiele gefunden.
Die E-Mobilität nimmt Fahrt auf
Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch – und Deutschland auf gutem Wege, diese Vision zu realisieren. Die Anzahl an Elektroautos ist stark gestiegen. Nun erobern weitere elektrisch betriebene Fahrzeuge die Straßen – und noch mehr Verkehrsmittel mit Batterie das Wasser und die Schienen.
Die meisten von ihnen laden ihre Batterien über einen CCS-Stecker. Das „Combined Charging System“, kurz CCS, ist Standard für das Schnellladen auf dem europäischen Markt. Auch alle Ladepunkte des Deutschlandnetzes haben moderne CCS-Stecker. Wichtig zu wissen: Die Ladepunkte im Deutschlandnetz sind für Pkw, Transporter und Camper konzipiert. Doch auch folgende Fahrzeuge können sie auf der Straße sehen – und einige vielleicht bald als Nachbar an der Ladestation begrüßen.
Leise Riesen für saubere Straßen: E-Müllfahrzeuge
Elektrisch betriebene Müllfahrzeuge befreien nicht nur unsere Haushalte von Müll, sondern auch die Umwelt von Abgasen. In einigen Regionen Deutschlands sind sie schon regulär in Betrieb, teils finanziell gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Die Entsorgungsbetriebe Frankfurt am Main etwa schafften sich im Jahr 2023 acht Abfallsammelfahrzeuge mit Elektroantrieb an. Anders als ihre lärmenden Vorgänger mit Verbrennungsmotor holen sie den Müll nahezu geräuschlos – ein Segen für Anwohnende und Müllabfuhr-Mitarbeitende gleichermaßen.
Mit einer Reichweite von rund 100 bis 150 Kilometern je nach Modell sind sie für den Einsatz in Wohngebieten bestens gerüstet. Warum sich ein Müllfahrzeug mit Elektromotor fast doppelt lohnt: Die Batterie lädt sich durch das häufige Bremsen über die Rekuperation wieder auf und hält so bis zu drei Tage.
Eine saubere Sache: Dieser Elektro-Müllwagen trat Anfang 2023 seinen Dienst in Hamburg an. (Foto: Stadtreinigung Hamburg/Thorge Huter, Daimler Truck)
Emissionsfrei von A nach B: E-Reisebusse
Im Nahverkehr haben sich Elektrobusse bereits bewährt. Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG beispielsweise wollen bis 2030 komplett umsteigen. Das deutsche Unternehmen Flix testet seit 2018 vollelektrische Reisebusse für Fernreisen auf verschiedenen europäischen Strecken, im Jahr 2024 beispielsweise auf einer knapp 240 km langen Verbindung von London über Bristol nach Newport. Der Reisebus spart dank Elektromotor enorme Mengen an CO2 ein – pro Fahrtag sind es laut dem Unternehmen auf dieser Strecke knapp 350 Kilogramm. Damit wird klimafreundliches Reisen möglich und der leise Motor sorgt außerdem für mehr Reisekomfort.
Bus mit Batterie: Dieser Flixbus pendelte zwischen England und Wales. (Foto: Flix)
Umweltfreundlicher urlauben: E-Camper und E-Wohnmobile
E-Wohnmobile und E-Camper gestalten den Urlaub nachhaltiger. Einige Spezialisten bauen inzwischen Serien-Elektrofahrzeuge zu Campern um. Mit einer Batterieladung sind dann heute schon bis zu 400 Kilometer möglich. Über CCS-Stecker können sie künftig an den 9.000 Ladepunkten des Deutschlandnetzes Strom für die nächste Etappe des Weges nachfüllen. So lässt sich das Laden optimal in die Reiseplanung integrieren, denn nach spätestens 400 Kilometern ist eine Pause ohnehin sinnvoll. Einige Hersteller bieten auch Camper mit integrierten Solarzellen, die besonders an sonnigen Urlaubsorten das E-Wohnmobil zusätzlich mit Strom versorgen.
Auch beim Fahren Ruhe genießen: Dieser Volkswagen ID.Buzz wurde zum Camper umgebaut. (Foto: Black Forest Vans)
Abgasfreie Transportwege: E-Lkw
Auch elektrisch betriebene Lastwagen erobern die deutschen Straßen. Elektrische Langstrecken-Lkw verschiedener Hersteller haben eine Reichweite von rund 500 Kilometern und garantieren lange, emissionsfreie Transportwege. Aufladen können sie auch an Schnellladesäulen für Pkw, wobei viele Parkplätze nicht für Lkw ausgelegt sind. Deshalb entstehen immer mehr Lkw-Ladepunkte.
Künftig sollen Lastwagen noch schneller laden können dank des Megawatt-Chargings, für das ein eigener MCS-Stecker benötigt wird. Immer mehr Firmen installieren zudem auf ihren Betriebsgeländen Ladesäulen. Ein wichtiger Pluspunkt batteriebetriebener Lkw: Sie sind bis Ende 2025 von der Maut auf Autobahnen befreit. Durch das Einsparen von Diesel und AdBlue sind E-Lkw auf lange Sicht sehr rentabel.
Tonnenschwer und trotzdem leise: Dieser elektrische Lkw fuhr testweise von Deutschland zum Nordkap und an die Südspitze Spaniens. (Foto: Daimler Truck)
Die Zukunft der Brandbekämpfung: E-Feuerwehrfahrzeuge
Nach erfolgreichem Test eines Fahrzeugs eilen bei der Berliner Feuerwehr nun sechs Löschfahrzeuge elektrisch zum Einsatzort. Das Modell „Rosenbauer RT“ aus Österreich verfügt über eine elektrische Reichweite von rund 100 Kilometern – ausreichend, um sicher an den Einsatzort zu gelangen und wieder zum Stützpunkt zurückzukehren. Am Einsatzort selbst kann das Fahrzeug für 60 bis 90 Minuten die Stromversorgung der gesamten Aufbau- und Löschtechnik sicherstellen.
Für längere Einsätze ist ein zusätzlicher Dieselmotor mit einem Generator integriert, der bei Bedarf den dauerhaften Betrieb garantiert. Das erste Fahrzeug schaffte aber laut dem Hersteller 90 Prozent der Einsätze ausschließlich mit Strom und lud danach wieder auf.
Emissionsfrei im Einsatz: Die Berliner Feuerwehr betreibt eine wachsende elektrische Flotte. (Foto: Rosenbauer International AG)
Baustellen unter Strom: E-Bagger, E-Krane und Co.
Auch die Baubranche steht vor einem Wandel: Dank neuer Technologien werden Baustellen leiser und abgasfrei. Batteriebetriebene Bagger und Radlader übernehmen zukünftig Erdarbeiten, während Elektrokrane schwere Lasten heben und selbst in engen Innenstädten präzise arbeiten. Die Leistungsfähigkeit der elektrischen Baumaschinen steht ihren konventionellen Pendants dabei in nichts nach. Die größte Herausforderung liegt aktuell noch in der ausreichenden Stromversorgung auf den Baustellen. Eine Lösung können mobile Energiespeicher sein – also Batterien auf Rädern, die lärmende Dieselgeneratoren ersetzen.
Baustoffe im Flüstermodus: E-Betonmischer
Ein Betonmischer bringt tonnenweise flüssigen Baustoff. Und auch dieser Transport wird sauber: Betonmischer mit Elektromotor pendeln abgasfrei zwischen Werk und Baustelle. Fahrzeuge des Herstellers Putzmeister aus der Nähe von Stuttgart sind inzwischen regulär im Baustelleneinsatz. Vor Ort muss die umweltfreundliche Transportkette nicht einreißen: Eine Hybrid-Betonpumpe kann den Beton rein elektrisch verbauen.
Batterieelektrisch zur Baustelle und zurück: drei Elektromischer aus Schwaben. (Foto: Putzmeister)
Leise Revolution auf zwei Rädern: E-Motorräder
An der Schnellladesäule nebenan könnte bald auch ein Elektromotorrad am Kabel hängen. Denn auch einige E-Motorräder laden Strom über einen CCS-Anschluss, etwa vom italienischen Hersteller Energica. Die Kombination aus geräuschlosem Gleiten und geschmeidiger Beschleunigung macht Motorräder mit Elektroantrieb besonders attraktiv für Menschen, die einfach nur die ruhige Fahrt genießen wollen. Hersteller wie KTM oder das US-Unternehmen Zero bieten weitere Elektromotorräder an – sie zählen aber noch zu den Exoten auf Deutschlands Straßen. Dennoch: Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch elektrische Motorräder für eine leise Revolution im Straßenverkehr sorgen.
Sogar Schiffe fahren schon mit Strom
Nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der Schiene und dem Wasser wird der Verkehr elektrisch! Einen Wechsel zum batterieelektrischen Antrieb gibt es etwa auch auf deutschen Schienen. Batterietriebzüge fahren auf nicht elektrifizierten Strecken und laden ihre Batterien dort auf, wo eine Oberleitung zur Verfügung steht.
Auch auf deutschen Gewässern gibt es zunehmend batterieelektrische Schiffe. In der Kieler Förde sind mehrere Elektrofähren ein Teil des Nahverkehrs. Zwischen der Insel Norderney und dem Festland soll ein Katamaran als erstes elektrisches Seeschiff verkehren. Und auf dem Königsee in Bayern fahren bereits seit 1909 Elektroschiffe – aktuell pendeln 19 Batterie-Boote mit Ausflüglern über den See.